Der Teufelskreis Schmerz
grob erklärt:
Fehl-/Überbelastung verursacht Muskelanspannung = Muskelverspannung
► die verspannte Muskulatur übt Druck auf Nerven aus
► der Nerv sendet eine Störmeldung ans Gehirn und Schmerz entsteht
► das Gehirn versucht nun durch Erhöhung der Muskelspannung die betroffene Region
ruhigzustellen
► diese weitere Muskelanspannung bewirkt einen erhöhten Druck auf das Gewebe
► es folgt durch den Druck weiterer Schmerz mit erneuter Meldung ans Gehirn
► das Gehirn versucht nochmals die Ruhigstellung des betroffenen Areals zu bewirken
und erhöht erneut die Muskelspannung
► nun geht alles wieder von vorne los und die Schmerzen intensivieren sich =
Teufelskreis Schmerz
Akutes Schmerzempfinden ist wichtig, sichert es uns und den Tieren doch das Überleben. Wir können unsere Hand wegziehen, wenn diese auf die heiße Herdplatte greift: nicht auszudenken, wenn uns unser Schmerzempfinden nicht zu solchen Reaktionen veranlassen würde. Dieser akute Schmerz ist sowohl beim Mensch als auch beim Hund leichter zu erkennen, ruft er doch meist eine heftige Reaktion hervor.
Dies bedeutet also, dass Schmerz als Schadenfrühwarnsystem des Körpers nicht wegzudenken ist, er signalisiert Schäden von außen (wie die heiße Herdplatte), als auch von innen (z.B. Magenschmerzen) und löst Schutzreflexe aus.
Was ist aber mit dem chronischen Schmerz ?
Irgendwann wird aus einem Akutschmerz aufgrund des Schmerzgedächtnisses ein chronischer Schmerz, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt, er vermindert schliesslich die Lebensqualität um ein Vielfaches.
Haben wir Menschen das Empfinden von Schmerz, so gehen wir zum Arzt. Ob nun der Hund zum Tierazt gebracht wird, bestimmen auch wir Menschen, daher ist es an uns genau zu beobachten, ob es Veränderungen im gewohnten Verhalten unseres Hundes gibt:
- Auffälligkeiten in der Körperhaltung (z.B. aufgekrümmter Rücken; der Kopf wird nur noch tief unten oder weit oben getragen; Kopfschiefhaltung)
- Lahmheiten (auch breites + steifes Gehen)
- Probleme beim Aufstehen/Hinlegen (z.B. vorrobendes langsames Hinlegen oder sich Fallenlassen; ruckartiges Aufstehen)
- mag nicht mehr ins Auto rein/raus springen; möchte keine Treppen mehr gehen
- Berührungsempfindlichkeiten (z.B. versucht der Hund, sich der menschlichen Berührung zu entziehen oder er schmatzt/brummt dabei)
- vermehrte Aufforderung zur Berührung (z.B. der Hund drückt sich quasi mit einem Körperteil immer wieder an seinen Menschen)
- häufiges Belecken/Beknabbern/Kratzen bestimmter Körperteile bis hin zur Selbstverstümmelung
- Veränderungen im Haarkleid (z.B. Haarwirbel, die sonst nicht da waren; strohiges Fell; starker Haarausfall; Schuppenbildung)
- starker Geruch des Hundes
- veränderte Liegegewohnheiten (z.B. mag nicht mehr warm liegen oder umgekehrt; verkriecht sich; liegt nur noch auf der rechten oder linken Seite)
- verändertes Fressverhalten (mag nicht mehr fressen oder ist auf einmal nicht mehr satt zu bekommen)
- verändertes Verhalten (z.B. plötzliche Aggressivität; hängt auf einmal wie eine "Klette" am Menschen, "gehorcht" auf einmal nicht mehr)
- Bewegungsunlust (möchte gar nicht mit, bleibt zurück, setzt sich oder legt sich auf einmal hin, möchte nicht mehr spielen)
- starkes Hecheln oder sehr flache, oberflächliche Atmung
- vermehrtes Speicheln
- vermehrter Tränenfluss
- verändertes Kot-/Harnverhalten
- unruhiges Umherwandern bis hin zum "vor sich selbst weglaufen"
veränderte Pupillen (entweder sehr weit gestellt oder enge Pupillen)
Die Schmerzsymptomatik gilt sowohl für orthopädische als auch für internistische Beschwerden. Ein verändertes Gangbild kann auch Ausdruck eines schmerzhaften Organs sein. Daher ist es immer wichtig, bei Auffälligkeiten zuerst Ihren Haustierarzt aufzusuchen!
Zum Thema Schmerzen beim Hund haben 2 meiner Kolleginnen ein sehr informatives Buch für Hundehalter geschrieben das ich nur empfehlen kann:
"Schmerzen beim Hund: Erkennen -Behandeln - Lindern"